Dieter Hildebrandt - Kabarettist


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Denkzettel

Kurzbeschreibung
| Klappentext Buchausschnitt | Daten

Kurzbeschreibung:
Zettel - überall Merkzettel - die ganze Wohnung voller Denkzettel: Notizen von Dieter Hildebrandt, des bedeutendsten Kabarettisten deutscher Zunge. Diese Notizen bilden die Basis für die fulminante Beschäftigung mit der deutschen Gegenwart. Voller Engagement schreibt er Bemerkenswertes über unsere gewachsene Republik, Kritisches über Politiker, Freundliches über seine Freunde, Kämpferisches gegen religiöse Intoleranz, Bedenkenswertes über Künstler, Erheiterndes über Kaberettisten, Engagiertes über Sportler und Liebevolles über seine Töchter und seine zweite Frau Renate. Jeder Leser dieser Denkzettel wird erkennen, dass er sich Gedanken machen muss über das, was vor sich geht in unserem Land.


Klappentext:
Sechs Jahre nach Was bleibt mir übrig, seinem stark beachteten Bestseller, legt Dieter Hildebrandt sein zweites Buch vor, über dessen Entstehen er sich so seine Gedanken machte:

Auf dem Schreibtisch, auf Treppen, vor dem Telefon, im Auto, zwischen Buchseiten, an Spiegeln festgeklebt, überall Zettel, die daran erinnern sollen, daß ich an etwas denken soll. Warum kaufe ich mir keinen Speicherkameraden, warum keinen Computer, der alles schluckt und auf Befehl wieder ausspeit?

NEIN! Ich liebe diese Zettel. Sie sind voller Fettflecken, Rotweinspuren. Ein hingedrückter Lippenstift mit der Versicherung, man sei nicht ungelitten; eine Telefonnummer, mit der dringenden Aufforderung anzurufen, was damit endet, daß ich mit der Intensivstation eines Krankenhauses spreche, in der die Tochter seit einigen Stunden liegt. Hastig hingeworfene Zeilen: >>Johanna kann nicht kommen - Kind kommt früher.<< Oder: >>Klaus wird 60 - rühr dich!<< Oder: >>Ohne Seitenaufprallversicherung geht gar nichts!<<

Warum ich diese alles überschwemmmenden Zettel nicht wegwerfe? Weil ich nie etwas wegwerfe. Es ist schon genug weg, was ich gar nicht weggeworfen habe. Mein Gedächtnis lässt mich im Stich. Die Zettel verhindern das Schlimmste.

Kein Fenster mehr aufmachen, gib dem Luftzug keine Chance. Wenn konservativ sein einen Sinn haben soll, muß man sein Chaos in Ordnung halten. Immer leere Zettel dabei haben! Große Fragen drängen sich auf, die sofort notiert werden müssen:>>Wann bekommt Schalck-Golodkowski den Karl-Valentin-Orden?<< >>Was ist schlimmer für einen Deutschen: Ausländer anzünden oder Stasikontakte?<< >>Wann kommt das Waffenhändler-Outing?<< >>Was bleibt mir übrig?<< Zettel.
Aus Zetteln ein Buch.
Zweiter Versuch.


Buchauschnitt:

Seite 60 ... entschied ich mich zwischen zwei möglichen Gefangenschaften für die amerikanische, zog mich aus bis auf eine häßliche, lange, weiße Unterhose und meine Armbanduhr, rutschte rein in den Fluß, der braun, breit und reißend um die Kurve kam, schwamm um mein Leben, hatte Glück und kam drüben an. Hinter einen Felsen gekauert, die Russen schossen noch ein bißchen herum, sah ich einen amerikanischen Soldaten, der meine Landung beobachtet hatte. Dann kam so ein nackter, kleiner deutscher Fritz, der drüben noch Soldat gewesen war, auf ihn zugerannt, hob die Hände und stammelte:>>I am a soldier.<< ... "



Seite 205

  " ... Seine Schlagfertigkeit, immer wieder verblüffend, ist das Produkt langer Vorbereitung. Der Mann ist bis an die Zähne bewaffnet, wenn er sich hinsetzt. Es kommt mir auch so vor, als wollte er vorgefertigte Aphorismen unter allen Umständen unterbringen. Das paßt dann manchmal nicht, weil sein anderer Beisitzer, Hellmuth Karasek, das auch vorhat, aber dann legt sich die ganze Gewichtigkeit des Oberspielleiters Reich-Ranicki über die etwas schmächtigere Geschwätzigkeit des Karasek und mulmt alles nieder. Mit spitzen Augen kommentiert Frau Löffler den Unterwerfungsvorgang! ... "
     

Daten:
Verlag: Kindler Verlag GmbH
ISBN: 3-463-40182-7
Erschienen: 1992
Seitenzahl: 240



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